Pressestimmen

 

CD-Rezension im Kulturteil der Braunschweiger Zeitung, Ausgabe vom 19. Februar 2004

„ Obertöne aus Klein Dahlum

Mathias Sorof setzt mit "Allegorien des Lebens" auf Experimentierfreude der Hörer

Von Petra Sandhagen

Musik wie ein abstraktes Bild. Mal klingt sie wie Jazz, dann wie Weltmusik und im nächsten Moment kommt sie einer freien Improvisation gleich. Komponist Mathias Sorof nennt sie E-Musik. Doch auch das umfasst die Vielfalt nicht. Die CD "Allegorien des Lebens" widersetzt sich jeder Einordnung.
Der Kompositions-Zyklus gehört zur Reihe "Zwischen Hell und Dunkel - Mathias Sorof Projects". Die Klänge sind eigenwillig. Das liegt an den Instrumenten, die der 48-Jährige aus Klein Dahlum (Landkreis Wolfenbüttel) einsetzt, und an der Interpretation. Sorofs Lieblings-Instrument ist der Chapman-Stick, ein zehnsaitiger Klangkörper, auf dem gleichzeitig Bass und Melodie gespielt werden.
Zu den tiefen Klängen setzt Sorof das Instrument der Stimme ein - gespielt und gesungen von der Wolfsburgerin Libena Karsch. Ihre Stimme umfasst drei Oktaven. Sie bietet mit ihrem warmen Sopran und Obertongesang den Gegenpol zum tiefen, metallischen Chapman-Stick und elektronischen Klängen.
Mehr als zwei Jahre haben die beiden Musiker an dem Projekt gearbeitet. "Es ist ein Hybrid", sagt Mathias Sorof. Er habe sich bewusst gegen einen Text zu den 13 Sätzen entschieden. Dadurch sei Sängerin Libena Karsch frei in ihrer Interpretation. Dieses Angebot nutzt sie von schmeichelnden, werbenden Motiven bis hin zu spitzen Schreien, die AN Tierlaute erinnern.
Ganz verzichten mochte Sorof jedoch nicht auf einen Interpretationsanstoß für die Hörer. Jeder Song ist einem Gefühl oder Gegenstand zugeordnet. Angst, Macht und Hoffnung sind musikalisch umgesetzt. Sorof nutzt dafür alle Stile, die ein bestimmtes Gefühl ausdrücken können. Das macht seine Musik vielseitig - allerdings um den Preis, mitunter etwas unentschlossen zu wirken.
Bestes Stück ist der Song "Maske". Mitreißender Rhythmus, atemberaubendes Tempo und vibrierende Jazzklänge ergeben eine spritzige Mischung. Ein Hörerlebnis sind die "Allegorien des Lebens" für alle Musikliebhaber, ein Hörgenuss für Fans moderner, eigenwilliger E-Musik.”

 

 

LP-Rezension "Mathias Sorof - Stick Solo" im Jazzpodium, Stuttgart, 1990 ,

Von Alexander Schmitz

"Mathias Sorof - Stick solo" GROSOR-records(Neue Str. 1 3305 Veltheim/Ohe) - Da ist sie nun, die Platte, die kommen mußte, ja: mußte. Und daß sich ihrer ein 33jähriger Gifhorner annahm, ist nicht wenig sensationell. Denn bis heute weiß ich nicht, ob Mr. Chapman, der Erfinder des gleichnamigen Sticks, je sowas gemacht hat wie nun Mathias Sorof, ein studierter Komponist und Musikpädagoge, Musikwissenschaftler und medienerfahrenerMusikaktiver, der nun mit kleinem Verstärker und großem, zehnsaitigen Chapman Stick vorführt, wie Gitarristen endlich ihre Komplexe gegenüber Pianisten loswerden können. Die wissen das, und einige von denen, Stanley Jordan, Jennifer Batten und Michael Hedges et al, haben aus der Not eine Tugend gemacht und das mühselige "tapping" salonfähig werden lassen nach dem Motto, hör auf zu zupfen, greif und hau mit beiden Händen drauf.

So klingt die Gitarre dann wie mindestens zwei; was Joe Beck, Scofield & Coryell zu dritt machen mußten, kann so eine(r) dann halt allein machen, es sei denn, er/sie heißt Guy van Duser und zupft "The Star-Sprangled Banner" so klassisch voll, daß Chet Atkins denkt, er ist doppelt. Sorof spielt den Stick, und also in Reinkultur. Und mal plirrt er wie eine F-Gitarre bei Kress/Barnes, mal wummert er sich selbst den Baßlauf zu oberen Ereignissen hinzu; dann wieder begleitet er sich, daß man denken möcht`, ein Swinggitarren-Duo sei am treibenden Werk. Aber ach! Gitarristen wissen nicht mehr, ob der Stick denn noch irgend etwas mit ihrem werten Instrument zu tun hat, und Stickspieler (so viele sind`s ja nie geworden) schätzen sich als eigene, neue Zunft. Alles wohl recht, ist zu denken. Gleichwohl: Sorof hat exemplarisch vorgeführt, was der Stick alles ermöglicht: alles ! "